Frieden stärkende Theaterarbeit

Weiterbildung zur interkulturellen Theaterarbeit in Krisenzeiten

Kompetenzen in interkulturellen Begegnungen in Krisen- und Konfliktgebieten, Friedensarbeit und traumasensitiver Theaterarbeit

Eine einmalige Gelegenheit, interkulturelle Arbeit in lokalen und internationalen Konflikt- und Krisengebieten zu erfahren und Theaterpraxis zur Bewältigung schwieriger Lebensumstände anzuwenden.

Beide Module können unabhängig voneinander besucht werden.

Modul A

Erwerben von Kompetenzen in transkultureller Theaterarbeit, Friedensarbeit und traumasensitvem Schaffen.

Themen: Sicherheit, machtkritische Haltung, Gender- und Kultursensibilität, Identitäts- und Bewusstseinsarbeit, Vermittlung und Körperarbeit

Modul B

Reise in ein Krisen- / Konfliktgebiet für praktische Theaterarbeit

Für Theaterschaffende, Sozialarbeitende, Theater- und Bewegunsgpädagog*innen, NGO Mitarbeitende im internationalen Kontext, Kunst-Studierende, …

Modul A

Dieses Grundlagenmodul findet in der Schweiz statt
und umfasst diverse Themen und Lernziele:

Lernziel: Gemeinsame Grundlagen für einen vertrauens- und respektvollen Umgan gegenüber unterschiedlichen Denk-, Umgangs- und Verhaltensweisen schaffen

Sicherheit betrifft die Ebene der emotionalen, physischen und örtlichen Sicherheit. Das erste Prinzip in der traumasensitven Arbeit ist die innere und äussere Sicherheit herzustellen. Wir beschäftigen uns damit,

  • wie vertrauensschaffende Bedingungen in der jeweiligen die Theaterarbeit aufgebaut werden können.
  • wie ein Bewusstsein für die Umgebung / Kontext in dem man arbeitet und das Ensemble/ Gruppe geschafft werden kann.
  • Fähigkeiten zu erarbeiten, um in der inter- und tanskulturellen Arbeit gemeinsame Grundlagen für einen vertrauens- und respektvollen Umgang gegenüber unterschiedlichen Denk-, Umgangs- und Verhaltensweisen zu schaffen und diese in ihrer ganzen Vielfalt kreativ in den Theaterprozess einfliessen zu lassen.
Lernziel: Machtstrukturen und Diskriminierung in Gruppe und Umgebung erkennen und entschärfen – und damit umgehen können.

Kultur ist kein statischer Zustand, sondern ein Prozess der u.a. eng verknüpft ist mit Machtverhältnissen, deren Veränderung und verschiedener gesellschaftlicher Einflüsse. Eine macht-kritische Haltung ist entscheidend um Ungleichheit und Diskriminierung zu erkennen.

Die Beziehungen in der interkulturellen Arbeit sind häufig geprägt von Status- und Rechts- Ungleichheit, einem Wohlstandgefälle und Projektionen. Wir arbeiten daran diese wahrzunehmen – statt sie zu tabuisieren und klein zu reden – und Wege zu finden wie wir die Machtgefälle reduzieren können und ebenso die Unterschiede „auszuhalten“ ohne sich ihrer aktiv zu bedienen.

Wir beschäftigen uns

  • mit historischen und politischen Rahmenbedingungen die die Machtverhältnisse geschaffen haben und immer noch aufrechterhalten und setzen uns mit Kolonialismus und den heutigen Konzepten von „Entwicklung“, „Entwicklungspolitik“„Entwicklungshilfe“ Freiwilligeneinsätze kritisch auseinander.
  • mit unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen der KursteilnehmerInnen aus dem Süden und dem Norden. Sie fliessen in die direkte konkrete Probenarbeit ein und unterstützen den eigenen Reflektionsprozess.
  •  (theoretisch, praktisch, theatral) mit Rassismus und Sexismus. Der Umgang mit Ressourcen und Arbeitsverhältnissen und unserem (westlichen) Fussabdruck in der Welt gehören ebenso dazu.
  • mit Beziehungen in der interkulturellen Arbeit: Diese sind häufig geprägt von Status – und Rechtsungleichheit und einem Wohlstandgefälle. Wir arbeiten daran diese wahrzunehmen und statt sie zu tabuisieren, klein zu reden oder so zu tun als gäbe es sie nicht.
  • mit dem Umgang unterschiedlicher Sprachen, Sprachmittler*innen (Übersetzer*innen) und wie man sich auch ohne gemeinsam gesprochene Sprache verständigen kann gehören dazu wie auch die Kommunikation mit den Strukturen vor Ort – um Verbindungen herstellen zu können statt spaltend zu wirken.


Lernziel: Selbstreflektion erarbeiten, die als Basis dient für Theaterarbeit in Konflikt- und Krisengebieten (lokal und international)

Eine Vertrauensgrundlage zu schaffen setzt Ehrlichkeit, langfristige Basisarbeit, Solidarität und Engagement voraus und ist nicht einfach da weil man es sagt und will. Die Klärung der eigenen kulturellen Entwicklung, Beweggründen, Motivation sowie ein Bewusstsein für die eigene Ausgangsposition sind die Basis. Wir beschäftigen uns mit den Fragen:

  • Warum möchte ich diese Arbeit tun? Was ist das eigene Selbstverständnis und was ist die eigentliche Motivation und Ausgangslage in dem Bereich zu arbeiten und/oder arbeiten zu wollen?
  • Welche Vorurteile, Zuweisungen und Absichten trage ich offen oder versteckt in mir? Welche soziale Position (und Macht) bringe ich in die Arbeit/Gruppe?
  • Was sind meine Stärken und Ressourcen?
  • Wie setzte ich mich mit Gender, GBG/SGBV auseinander und verändert sich mein Umgang damit in mir fremden Umgebungen?
  • Was ist mein Verständnis Initiant*in/Regisseur*in/Performer*in einer künstlerischen Arbeit/Theaterarbeit zu sein?  
  • Wie gross ist meine Fähigkeit, mich selbst in Frage zu stellen?
Lernziel: Grundlagen für einen inspirierenden und offenen Arbeitsprozess einer Gruppe schaffen

Damit sich alle mit ihrer ganzen Unterschiedlichkeit einlassen und möglichst frei bewegen können und sich gegenseitig in der künstlerischen Arbeit zu inspirieren und anzufeuern, bedarf es Grundlagen für einen inspirierenden und offenen Probenprozess einer Gruppe / Ensemble. Wir gehen den Fragen nach:

  • was ist der Unterschied zwischen bestimmen, leiten und ermöglichen? Was sind die zugrundeliegenden Ziele meiner Theaterarbeit und lassen diese sich mit dem Ensemble, mit den Menschen der Gruppe in Einklang bringen? Steht der Probenprozess mit dem der Aufführung im Einklang – Weg und Ziel?
    was, wenn man keine gemeinsame Sprache mit den Arbeitspartnern und/oder Teilnehmern spricht? 
  • Wo fördere ich die Teilnehmenden einer Gruppe und wo kann ich von ihnen fordern? Wo liegen in der künstlerischen Arbeit mit einer Gruppe/ Ensemble die eigenen Grenzen und kann ich die Grenzen der Anderen wahrnehmen. Ist mir das Spannungsverhältnis zwischen professioneller Haltung und mich als ganzer Mensch reinzugeben bewusst und ebenso zwischen dem eigenen politischen Engagement und der Kulturarbeit ?
  • Kann man Emphatie üben und wie lassen sich Widersprüche aushalten?
  • Wie können sich die verschiedenen ästhetische Sichtweise / künstlerischen Formen miteinander verbinden bzw. sich gegenseitig anregen? Kann ich meine Beurteilungsmasstäbe loslassen und / oder verändern und mich dem Neuen gegenüber öffnen oder ist meine Sichtgewohnheit der Massstab für künstlerische Qualität?
  • Wie kann ich Impulse geben um den kreativen Prozess beim Gegenüber in Gang setzen ohne ihr/ ihm meine Kunstvorstellungen aufzubürden. Wie können Charakter/ Figuren die Klischeevorstellung verlassen und eigene Figuren erschaffen werden – und wo lässt sich mit dem Klischee arbeiten ohne dabei eine Sichtweise zu zementieren. Wie können vorgefertigte Bilder ( meist durch die Medienwelt geschaffene) verlassen – umgewandelt werden und die ureigne Kreativität/ Phantasie freigelegt – angeregt werden? Wie kann der Raum für Eigeninitiative gefördert werden.
  • Erkenne ich Machtstrukturen in der Gruppe und wie finde ich Wege dass sich diese produktiv verändern könnnen? Wie kann ich schwelende Konflikte erkennen, umlenken und sie in kreatives Potential/ Spiel verwandeln. Wie gehe ich mit Konflikten einzelner Personen innerhalb der Gruppe um.
Lernziel: Den Körper und Bewegung als grundlegendes Instrument der Begegnung zu erfahren.

Wir beschäftigen uns mit dem Umgang von Körperübungen in anderen Kulturkreisen und kontextbezogene Körperübungen. Vertrauen über den Körper schaffen. Dies hat folgende Komponenten:

  • Wie bewege ich mich im Raum? Künstlerische Freiheit im Kontext von Beachtung der unterschiedlichen kulturellen Gepflogenheiten. 
  • Arbeit mit der Stimme und dem Körper – z.B. Bodypercussion
  • Was lässt sich wie und wo über den Körper erkennen und ausdrücken
  • Umgang mit Stress und Trauma – Aktivierung und Entspannung
  • Der Umgang mit Ritualen innerhalb der künstlerischen Arbeit
  • Notfallkoffer mit unterschiedlichen Übungen
Lernziel: Methoden der Ressourcenstärkenden Traumapädagogik kennenlernen und anwenden.

Wir beschäftigen wir uns mit den Folgen von Gewalt und Trauma und tauchen in die Ressourcenstärkende Traumapädagogik ein. Dafür arbeiten wir mit einem für alle verständlichen Modell, das darauf ausgerichtet ist Spannungen zu regulieren und den Alltag besser zu meistern und so Ressourcen aufzubauen, die bei der Verarbeitung von Erlebtem und Traumata helfen. Wir arbeiten handlungsorientiert an folgenen Aspekten:

  • Was ist ein Trauma und wo setzt es sich nieder?
  • Wie begegnen wir dissoziativem Verhalten?
  • Wie können wir Widerstandskraft stärken und Retraumatisierungen vorbeugen?
  • Wie eignen wir uns einen achtsamen Umgang mit den eigenen Ressourcen an?
  • Theater-Werkzeuge für die Aktivierung und Stärkung der Lebenskräfte kennenlernen


Daten: 18.-22.05.25

Preis: 1500 CHF (Reduktion möglich)

Wir bieten auch verschiedene Formate von Workshops sowohl lokal als auch international an, für Schulen, für Berufe der sozialen Arbeit, für Weiterbildungen, und vieles mehr

Modul B

Dieses Modul baut auf dem ersten auf, bringt die Inhalte zur Anwendung
und findet im Ausland statt. Aktuell ist das Modul in Planung

In dem Moment wo man interkulturell arbeitet, ist man mitten drin im Konflikt – denn 500 Jahre Kolonialgeschichte lassen sich weder mit gutem Willen noch mit bewussten Umgang wegwischen.

Wir wollen Frieden stärkende Theaterarbeit ermöglichen. Um eine Vertrauensgrundlage in der zukünftigen Arbeit vorzubereiten, sind die Klärung der eigenen kulturellen Entwicklung und ein Bewusstsein für die eigene Ausgangsposition wichtig. Ziel ist einen inspirierenden und offenen Arbeitsprozess zu schaffen auf der sich alle mit ihrer ganzen Unterschiedlichkeit einlassen und möglichst frei bewegen können.

Je heterogener eine Gruppe ist, desto grösser sind die Herausforderungen alle nach ihrem Können und Vermögen auf Augenhöhe mit einzubeziehen und desto reicher und kreativer kann der gemeinsame Prozess sein. Das setzt ein differenziertes und präzises Bewusstsein (auch über die eigenen Beweggründe ) und sorgfältiges Arbeiten voraus – damit beschäftigt wir uns.

Auf einer Reise bringen wir die Grundlagen der Interkulturellen Theaterarbeit (Modul A) zur Anwendung. Dies beinhaltet unter Anderem:

  • gemeinsam mit der Theatergruppe vor Ort eine Aufführung entwickeln. 
  • Eine gemeinsame Theatersprache finden, in der alle Beteiligten je nach Können, Vermögen und Bedürfnissen die eigenen kreativen Kräfte erleben und weiterentwickeln.
  • Im Arbeitsprozess und Aufführungen den Gemeinschaftssinn fördern.

Die unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen der Kursteilnehmer:nnen aus dem Süden und dem Norden fliessen in die direkte konkrete Probenarbeit ein und unterstützen den eigenen Reflektionsprozess, sowie kontinuierlich stattfindende Reflektionsrunden.

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Folgt

Kontaktieren Sie uns bei Interesse an einer lokalen/internationalen Zusammenarbeit

Das Team

Anina Jendreyko

Regisseurin – Schauspielerin – Dozentin – Trainerin für ressourcenstärkende Traumapädagogik und Fachberatung (Institut Berlin)
Setzt sich kritisch mit den Fragen der Identität, Gesellschaft, Transkulturalität und Machtverhältnisse auseinander.

Giorgia Marzetti

Schauspiel

Arbeitet in der Freien Szene

Giulia Crescenzi

Schauspielerin – Dozentin

Arbeitet in der Freien Szene

Simon Wahl

Schauspieler – Umweltnaturwissenschaftler

Arbeitet in der Freien Szene. Initiator diverser internationaler Nachhaltigkeitsprojekte

Unsere Motivation,
unsere Gedanken

In our theatre work, we see diversity and the differences of all participants as a great value

und den Prozess der Auseinandersetzungen und Konflikte als Reichtum, in dem kreative Kraft und Gemeinschaft entsteht.

Theater hat immer mit Konflikten zu tun. In dem Moment, in dem man interkulturell arbeitet, befindet man sich mitten in diesem Konflikt. Wir wollen nachhaltige Projekte initiieren, die Menschen sowie Solidarität und emanzipatorische Prozesse innerhalb konfliktgeschüttelten Gebieten und Gesellschaft stärken.

Working internationally and interculturally means questioning power relations

Kolonialismus ist ein nicht für sich stehendes, sondern ein konstitutives Moment der Moderne – wirtschaftlich, kulturell und ästhetisch. Die eurozentrische Darstellung der Kolonialgeschichte war lange hegemonial. Sie hat uns wesentlich mitgeprägt und wirkt tief in die Gegenwart hinein.

The rise of war rhetoric and toxic demonstrations of power emphasise the urgency of opening spaces that reject the ‘either or’ approach

und sich nicht zwischen Polarisierung zerreiben, sondern stattdessen um Haltung ringen, in der Menschlichkeit, Gemeinschaft und Befreiung im Mittelpunkt steht.

Die Logik des Krieges befeuert auf allen Seiten Autoritarismus, Nationalismus und Homogenisierung. Widersprüche werden überdeckt durch nationalen Konsens.

Encounters can open up spaces in which community emerges as a message, as a visualisation of utopia and peace

Grenzen, Stacheldraht, Abschottung, Vorurteile und Separierung gemeinsam überwinden – und Gemeinschaft sichtbar machen.

Künstlerische Arbeit Räume öffnen, in denen Gemeinschaft entsteht als Botschaft von Utopie und Frieden. Durch Theaterarbeit lassen sich Lebenskräfte aktivieren, Selbstbewusstsein und der Gemeinschaftssinn stärken.

Interculture is a living reality, often challenging and always enriching

Interkultur verstanden als ein Prozess, der die Vielfalt unserer Gesellschaft als Reichtum betrachtet. Offenheit füreinander zu entwickeln setzt einen Prozess voraus, sich der verschiedenen Macht- und Genderasymetrien bewusst zu werden und diese zu reflektieren, bzw. zu verändern.

Mit unsere Theaterarbeit imitieren wir nachhaltige Projekte, die Solidarität und emanzipatorische Prozesse innerhalb Konfliktgeschüttelten Gebieten – Gesellschaft stärken. 

Eine kritische Haltung gegenüber Macht und Genderungleichheit entscheidend, denn anders kann Ungleichheit und Diskriminierung auch in einem künstlerischen Projekt weder erkannt noch überwunden werden.

Durch traumasensible Theaterarbeit Lebenskräfte aktivieren, Selbstwahrnehmung und Gemeinschaftssinn zu stärken.

Künstlerischer Austausch durch praktisches zusammenarbeiten

Voneinander lernen

Geschichten sichtbar machen

Utopien entwickeln

Grenzen, Zäune, Stacheldraht überwinden

Neue Brücken bauen

Gemeinschaft bilden – Menschen stärken